Das Leben (15) : Kalligraphie "JI"
Beim Seminar von Chungliang al Huang wurde ich mit der Kalligraphie "JI" beschenkt.
"Das ist nicht wirklich, nicht real" dachte ich, als ich vom Seminar auf Gut Sonnenhausen zu meinen Auto ging. In der Hand hatte ich eine Kalligraphie von Chungliang. Man träumt vielleicht davon, aber dass so etwas wirklich wurde.
Chungliang erläutert in seinen Seminaren chinesische Zeichen und Begriffe. Dazu malt er mit seinen Kalligraphiepinsel die Zeichen. Neben Yin-Yang, Wuji, Qi eben auch das Zeichen für Taiji. Das Ji davon - das ist es.
Das Wort Ji
versinnbildlicht das ständige
Achtsam-in-sich-Hineinhorchen, auf dass diese Meditation in der Bewegung unablässig vollkommen wird.
Wir können uns mit einem
wachsenden Baum vergleichen.
Von den Wurzeln
(unsere Füße und Beine)
über den Stamm
(unser Becken und unser Oberkörper)
breiten wir uns aus
mit Ästen und Zweigen
(unsere Arme und unsere Hände),
mit Blättern, Blüten und Früchten
(unsere grenzenlosen schöpferischen
Ausdrucksmöglichkeiten).
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Wir sollten nicht vergessen,
demütig zu bleiben,
wenn wir über uns hinauswachsen,
uns mit dem Himmel (oberer Querstrích)
und der Erde (unterer Querstrich)
vereinen (wie das Quadrat,
das in einen Kreis übergeht),
uns ständig mit ihnen austauschen
(unendliche Achterschleife)
und so unsere Energie erneuern.
Ji ist eine Landkarte, ein Wegbereiter;
Ji zeigt uns, was wir von unserem
Körper lernen können, es bringt
das dem Körper angeborene Wissen,
seine Weisheit zum Ausdruck.
[endif]Das Leben schreibt die besten Geschichten. Denn genau diese Symbol hatte ich für mein Seminar im Januar auf der Fraueninsel ausgewählt. Neben dem Gedicht "Wenn du stehst (oder sitzt), bist du wie ein Baum" von Lam Kam Chuen begleitet es mich schon seit Jahren.
Wer bei den Seminaren von Chungliang war, kennt seine Art diese Kalligraphien zu zelebrieren und schnell ist man mit dem "Whouw" dabei, wenn er den Kreis zieht und dann das Zeichen mit geübter Hand einfügt. Wie sicher viele, so hatte auch ich den geheimen Gedanken oder Wunsch einmal eine Kalligraphie von Chungliang mitnehmen zu können. Aber nicht im Traum daran gedacht, dass es einmal passieren würde.
Doch es wurde mir dieses besonderes Geschenk zuteil. Normalerweise verbleiben die Kalligraphien bei Gut Sonnenhausen.
Danke an Georg, der mich, als wir davor standen, einfach fragte: möchtest du gerne eines.